Teuerung bei Flottenversicherung Kosten im Griff behalten
Unternehmen mit eigener Flotte müssen sich auf höhere Versicherungsprämien in der Kraftfahrzeug-Haftpflicht einstellen. Grund sind unter anderem die Inflation und stark steigende Ersatzteil- und Reparaturkosten. Dagegenhalten können sie mit einer Reduzierung der Schadenfrequenzen durch Riskmanagement.
Anbieter klagen über Verluste bei den Kfz-Versicherungen
Die Entwicklung gefällt auch dem Versicherungsmarkt nicht, der über massive Verluste bei den Kfz-Versicherungen im Privat- und insbesondere im Flottengeschäft klagt. Gestiegen sind die Aufwendungen für Schadenregulierungen, die Kosten und die Rückstellungen insbesondere im Flottenversicherungsgeschäft mit mehr als zehn Fahrzeugen, berichtet Versicherungsexperte Ralph Feldbauer, Geschäftsführer der Beratungsgesellschaft Risk-Guard, gegenüber trans aktuell.
Er bestätigt die gestiegenen Reparaturkosten – in den Schadenabrechnungen seien selbst bei nicht-markengebundenen Werkstätten Stundensätze von weit mehr als 200 Euro keine Seltenheit mehr, verursacht durch steigende Löhne und den Arbeitskräftemangel auch im Kfz-Bereich. Zudem hätten die Hersteller die Ersatzteilpreise um bis zu 30 bis 40 Prozent verteuert. „Ein Schaden, der vor einem Jahr reguliert wurde und jetzt verglichen wird, kostet damit im Durchschnitt rund 30 Prozent mehr“, sagt Feldbauer.
Im Vergleich zu den Corona-Jahren sind laut Feldbauer auch die Schadenstückzahlen wieder gestiegen. Insgesamt müssen die Versicherer also mehr Rücklagen bilden, und das wird sich spätestens kommendes Jahr auch in den Tarifen abbilden. Denn im Kfz-Flottengeschäft geht es immer auch um Jahresverträge – da müssen Versicherer zielgenau kalkulieren.
Plus 15 bis 20 Prozent bei der Grundprämie
„Viele kommunizieren bereits jetzt, dass steigende Versicherungsprämien in Aussicht stehen“, sagt der Experte. Im Rahmen der Verbandsempfehlungen und Treuhänderanpassung in der Haftpflichtversicherung sei eine Anpassung im Marktumfeld von 15 bis 20 Prozent möglich, allein für die Grundprämie.
Laut dem Experten schauen sich die Versicherer aber auch den individuellen Schadenaufwand an, eine Differenzierung, die es explizit im Flottengeschäft gibt, sagt Feldbauer. Bei einem schlechten Schadenverlauf – der Schadenaufwand im Vergleich zur Nettoprämie – müssen Unternehmen also mit einer zweischichtigen Anpassung rechnen.
Der Wechsel zu einem neuen Versicherer stellt auch keine Alternative dar, denn der arbeitet bei einem Neukunden gleich mit der neuen Ausgangssituation und bewertet kritische Risiken aufgrund der fehlenden Schadenverlaufserfahrung höher. Feldbauer rät daher Unternehmen dazu, sich über die eigene Situation in puncto Schadenhäufigkeit, Kosten und vorhandene Potenziale schlau zu machen und dann das Gespräch mit dem Versicherer über die Prämienentwicklung zu suchen.
Risikoprävention hilft im Gespräch mit dem Versicherer
Auch bei Unternehmen mit einem guten Schadenverlauf honoriere der Versicherer ein proaktives Vorgehen des Flottenverantwortlichen zusehends. Pluspunkte gibt es für Risikoprävention in der Flotte, denn dies senke die Eintrittswahrscheinlichkeit eines Großschadens. In größeren Flotten und bei ausreichender Transparenz, wo in der eigenen Flotte häufige Schäden liegen, könne es sich auch lohnen, Versicherungsbereiche und Deckungssegmente auszuschließen, oder mit höheren Eigenbehalten zu arbeiten, um die Prämie niedrig zu halten.
Ein Risiko bedeutet hingegen eine große Schadenhäufigkeit, noch viel mehr als eine hohe Schadenquote – denn dies sei für den Versicherer ein Indiz, dass weitere Schäden und teure Aufwendungen auf ihn zukommen. „Die Schadenquote ist mehr oder weniger Zufall. Vielmehr spielt für die Rentabilität des Versicherers eine Rolle, ob bei 100 Lkw zehn Schäden oder 40 Schäden auftreten – und ob bestimmte Ereignisse immer dieselben Schäden sind“, sagt der Experte.
Wer in der Schadenbewertung schlecht abschneidet, ist laut Feldbauer gut beraten, möglichst bald ein aktives Riskmanagement anzugehen. Dabei helfe es, von unabhängiger Stelle eine Bewertung zur Schadenhäufigkeit und damit Informationen zum Stand der eigenen Flotte im Branchenvergleich zu bekommen.
Fundiertes Konzept notwendig
Anschließend muss ein fundiertes Riskmanagement-Konzept her – „wenn ein Unternehmen das nachweisen kann, dann findet das auch ein Underwriter der Versicherung positiv“. Folglich kann auch der Versicherer nachhaltig überzeugt werden, den Prämienbedarf für die Zukunft geringer anzusetzen.
Wichtig sei, dass im Laufe des Versicherungsjahres die Versicherung ein Testat über die Umsetzung des Riskmanagements und die Dokumentation der Maßnahmen erhalte. Wer das Riskmanagement entsprechend richtig durch alle Ebenen im Unternehmen zieht und konsequent auf ständige Verbesserung setzt, senkt durch die Reduzierung seiner Frequenzschäden nicht nur seine direkten, sondern auch indirekten Versicherungskosten. Und muss sich nicht im kommenden Jahr erneut Gedanken um den steigenden Versicherungsbeitrag machen.
Quelle: eurotransport.de